Die Coronasituation hat die soziale Ungleichheit im Bildungsbereich offengelegt und verschärft. Noch immer haben nicht alle im Bildungsbereich den gleichen Zugang zu Internet oder Computern. Aus dem Nachhilfeinstitut „Lernquadrat” wird berichtet, dass bereits Volksschulkinder stark betroffen sind und Kinder, die zuhause kein Deutsch sprechen, den Zugang zu regelmäßigem Deutsch verlieren, wodurch sich die Bildungsschere immer weiter öffnet. Berufstätige Eltern und Alleinerzieher:innen klagen über eine Doppelbelastung, über das Problem ihren Kindern nicht ausreichend behilflich sein zu können und/oder über zusätzliche Nachhilfe-/Betreuungskosten. Um dem entgegenzuwirken braucht es verstärkt Unterstützung für Mitschüler:innen, bei Schulwechsel oder Lehrbeginn. Auf tausende Lehrlinge aus der Gastronomie und Tourismusbranche wurde scheinbar komplett vergessen. Lehrende Personen oder andere im Bildungsbereich Tätige sind mit Ungewissheit konfrontiert; diese beinhalten fehlende politische Teilnahmemöglichkeiten und die Neuregelung der Kettenverträge, die eine erneute Verunsicherung für prekäre Lehrende darstellen. Lehrenden droht der Rauswurf aus ihrem Lehrverhältnis, wenn sie länger als acht Jahre in Kettenvertragsverhältnissen stehen. Studierende ohne genügend Geld stehen in der aktuellen Lage unter immer stärker werdendem Druck sowie dem immerwährenden Problem Arbeit und Studium zu kombinieren.

So wird der Begriff Bildung selbst immer enger definiert. Unter Bildung verstand man einst auch Persönlichkeitsbildung, die erfreuliche Erfahrung, mit anderen in Austausch zu sein, das Bilden von Diskussionsgruppen und politisches Engagement; heute jedoch scheint mit dem Beschluss der jüngsten UG-Novelle Bildung nur noch ein Absolvieren von immer strenger vorgegebenen Prüfungsanforderungen und Normen zu sein. Student:innen müssen in den ersten zwei Jahren 16 ECTS erreichen, wobei dies einem Stundenpensum von 400h entspricht. Zudem können die Universitäten keine abgesicherten Prüfungsplätze bereitstellen und Voraussetzungsketten werden bei der Betonung von ECTS ignoriert. Außerdem benachteiligen gleiche Voraussetzungen für unterschiedliche soziale Gruppen in kapitalistischen Systemen, immer die sozioökonomisch-schwächere Gruppe. Die Regierung meint die UG-Novelle hätte auch Vorteile, wie z.B. dass „Titel” von nun an gegendert werden können, doch wenn wir ehrlich sind, war dies längst überfällig und hinkt dem Hochschulalltag hinterher. Des Weiteren wird argumentiert, dass von nun an schulische, außerschulische, berufliche und außerberufliche Leistungen in bis zu 90 ECTS transformiert werden können.

Doch diese eher kosmetischen Verbesserungen lenken nur davon ab, was eigentlich passiert. Universitäten werden immer abgeschlossener. Neue Ausschlüsse werden produziert, bestehende Förderstrukturen werden nicht ausgebaut, neue fehlen. Dadurch wird Raum genommen, in dem sich der Mensch persönlich entwickeln und wissenschaftliches Arbeiten und Inhalte erlernt werden können. Eine Entwicklung, die darauf abzielt, dass nur Menschen, die es sich leisten können, Abschlüsse machen können und Titel bekommen. Und das anstelle einer ernsten Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Themen. Denn wie wir wissen, ist Bildung Macht. Die neoliberale Politik möchte uns zunehmend unter Druck setzen, uns apolitisch machen und vereinzeln („Jede:r ist seines Glückes Schmied”), die Universität entdemokratisieren, wie es auch die UG-Novelle zeigte, sodass wir ihre Vorgaben klaglos hinnehmen. Doch wir sagen stopp, wir dürfen uns beklagen und klagen sie an, denn wir stehen für einen Bildungsbegriff, der politisch bildet, der nicht für den Hochschulbetrieb vereinnahmt wird, der Freude macht und Zugang schafft. Die UG-Novelle war ein Rückschlag im Bildungsbereich, aber kein Rückschlag für unsere Motivation.

Die UG-Novelle war der Grund, warum wir uns als basisdemokratische Gruppe formiert haben und jetzt ist die Novelle durch, und wir sind aufgestellt. Und alle, die Interesse haben, können gerne bei uns mitwirken!

Solange die Regierung gegen unsere Ziele kämpft, kämpfen wir gegen diese Bildungspolitik!

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