Es hätte auch anders kommen können. Zu Beginn dieser Krise wäre ein anderer Weg möglich gewesen. Ein Weg, bei dem sich die politischen Verantwortungsträger:innen hätten hinstellen können und sagen: Nur gemeinsam kommen wir durch! Ein Weg, bei dem Nachbarschaftsgruppen mit Ressourcen ausgestattet, Wissenschaft gestärkt, der Gesundheitsbereich gefördert hätte werden können. Mieten hätten ausgesetzt, ein bedingungsloses Grundeinkommen hätte den Menschen – uns allen – Sicherheit in der unsicheren Lage gegeben und leere Hotels wären sichere Wohnorte für Menschen auf der Flucht und Wohnungslose geworden. Und gemeinsam mit den vielen, vielen von uns, die bereit waren (und sind) zu helfen, hätte es einen solidarischen, guten Weg durch die Krise gegeben. Und wir hätten gemeinsam applaudieren können.

Doch Nein. Lieber die Polizei auf alle hetzen. Strafen. Partys in der Villa: kein Problem. Menschen im Park treffen: Helikoptereinsatz. Lieber allen viel, viel Angst machen. Um dann im Sommer davon zu reden, dass nun alles überstanden wäre, während bereits die nächste Welle im Anlaufen war. Und während die Todeszahlen steigen – sich selbst in Szene setzen. Italien im Frühling? Die „Hölle Europas“. Österreich im Winter 2020 bei nahezu gleichen Zahlen? „Alles auf Schiene“.

Sich als Retter inszenieren. Als Bastifantasti. Als strahlender Prinz. Und wie toll: trotz Krise geht es, die Universitäten umzubauen, für mehr Ausschluss von Studierenden und Lehrenden zu sorgen. Es gibt Ressourcen für Pressekonferenz um Pressekonferenz. Millionen an Ausgaben für Image – läuft. Applaus. Lieber die Waffenläden aufsperren und die Piste öffnen. Einmal laut klatschen. Museen, Bibliotheken und Kultur müssen geschlossen bleiben, während sich im Schlachthaus, auf der Baustelle und sonst wo bei der Arbeit weiterhin die Menschen anstecken. Für Sonderaufträge á la Kaufhaus Österreich ist Zeit, es gilt ja auch in der Krise treffsicher Staatsgelder auszugeben. Die nächste Woche wird entscheidend sein. Denn die Regierung weiß ja, was wichtig ist. Wichtig ist: Applaus für den Gesundheitsbereich. Einmal laut klatschen für die Held:innen der Krise. Für prekäre Fahrradbot:innen, die Kassakraft, Ärtzt:innen und Pflegehilfen. Der Applaus füllt den Magen, zahlt die Miete und deckt die Schulden ab. Der Applaus gibt denen, die kein Dach über dem Kopf haben und die in dieser Krise auf der Straße leben, einen sicheren Platz. Er verhindert das Sterben von Geflüchteten knapp 200km von Wien entfernt in Bosnien. Er löscht die Feuer in Moria und gibt den Menschen endlich wieder Perspektive. Applaus. Für die Leistung dieser Regierung, sogar mitten in der Krise soziale Verantwortung und Menschlichkeit zu zeigen. Kinder werden abgeschoben. Applaus.