Alle paar Wochen reisen wir, mehrheitlich Frauen – oft mit überteuerten Transporten – aus Rumänien, der Slowakei, Bulgarien, Kroatien oder Ungarn nach Österreich, um hier körperlich und/oder psychisch meist schwer kranke Menschen in ihrem Zuhause zu betreuen und zu pflegen. Einige Wochen lang, sieben Tage die Woche, 24 Stunden am Tag, oft völlig isoliert mit den von uns betreuten Personen.

Wir arbeiten als selbstständige Ein-Personen-Unternehmer_innen, obwohl weder Ort, Zeit noch Inhalt der Arbeit den Charakter von Selbstständigkeit haben. Wir arbeiten als Betreuer_innen, obwohl unser Arbeitsalltag ohne die Durchführung von Pflegehandlungen nicht vorstellbar wäre.

Aber weil unsere Scheinselbstständigkeit und unser Status als Betreuer_innen unsere Arbeitskraft billiger macht, bleiben unsere Forderungen bislang ungehört.

Unsere soziale Absicherung ist kaum vorhanden, für uns gibt es keinerlei arbeitsrechtlichen Schutz. Wir arbeiten für beschämende zwei bis drei Euro pro Stunde, 24 Stunden am Tag. Der Weg in die Altersarmut ist vorgezeichnet, in der Pension bleiben uns monatlich meist nicht mehr als ein- bis zweihundert Euro.

Fast alle von uns werden von Agenturen an die betreuungs- und pflegebedürftigen Personen vermittelt. Agenturen, die viel Geld für ihre Vermittlungstätigkeit von uns und von den betreuten Personen verlangen, mit oftmals sittenwidrigen Klauseln in ihren Verträgen – Agenturen, denen wir weitgehend schutzlos ausgeliefert sind. Die mittlerweile fast tausend Agenturen in einem kleinen Land wie Österreich zeugen von der Goldgräberstimmung in dieser Branche.

Auch in den Haushalten, in denen wir arbeiten, finden wir zusätzlich zur Schwere der Arbeit immer wieder menschenunwürdige Zustände vor; oft sind wir in kleinen Kammern, die den Ausdruck Zimmer nicht verdienen, untergebracht; oft sind die uns zur Verfügung gestellten Lebensmittel unzureichend. Oft wird unser Zugang zu Strom, Heizung oder Warmwasser von den Angehörigen der betreuten Person eingeschränkt. Oft haben die von uns verlangten Arbeiten (Gartenarbeit, Tierversorgung usw.) nichts mit der eigentlichen Betreuung zu tun. Oftmals sind wir (sexuellen) Übergriffen und Gewalt seitens der Betreuten, aber auch von Familienmitgliedern ausgesetzt.

Und genau aus all diesen Gründen organisieren wir uns jetzt!

Einige von uns haben sich gemeinsam mit Unterstützer_innen zusammengeschlossen zur

IG24: Interessengemeinschaft der 24-Stunden-Betreuer_innen

Unsere Ziele:

Kampf gegen die Scheinselbständigkeit – ANSTELLUNG JETZT!

Wir wollen ein durch die öffentliche Hand geregeltes, entsprechend entlohntes Beschäftigungsverhältnis durchsetzen.

Aufbau von kostenlosen, unabhängigen Beratungsstrukturen.

Grauzone von Betreuung und Pflege öffentlich thematisieren.

Tabuisierte Themen wie (sexuelle) Gewalt am Arbeitsplatz sichtbar machen und bekämpfen.

Unsere Würde wiederherstellen!

kontakt@ig24.at

www.ig24.at